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Spinnenmärchen

Veröffentlicht am von Nimiera

Heute abend hat Jerry Lily vorgelesen und ich hab gelauscht. Ich fands schön und ich hab grad nix besonderes zu schreiben, also heute ein Märchen für euch :o)

 

Einmal ging eine arme Frau in den Wald, um Holz zu sammeln. Als sie ihre Rückentrage mit Knüppelholz und Tannenzapfen gefüllt hatte, wollte sie nach Hause gehen.

Dabei übersah sie ein Spinnennetz, das eine schwarzgelbe Spinne soeben in ein Gebüsch gesponnen hatte, und riss aus Versehen ein Loch hinein.

"Halt!", rief die Spinne da und hielt die Frau mit einem klebrigen Spinnfaden am Ärmel fest. "Sieh nur, was du angerichtet hast. Wie soll ich nun Beute fangen und mich ernähren?"

Die arme Frau entschuldigte sich. "Es tut mir Leid, liebe Spinne. Das wollte ich nicht."

Aber damit war die Spinne  nicht zufrieden. "Hast du mein Netz zerstört, musst du es auch wieder flicken!", verlangte sie.

"Gut." Die arme Frau war einverstanden. Sie setzte ihre Rückentrage ab, nahm einen langen Spinnfaden und begann zu weben und zu nähen.

Bald schon war das zerissene Spinnennetz schöner und größer und fester als je zuvor. Die Spinne saß indessen auf dem Ärmel der armen Frau und schaute zu.

"Besten Dank!", sprach sie, als das Netz fertig war, stieg mit ihren Spinnenbeinen prüfend von Masche zu Masche und befand alles wunderbar.

"Guten Weg und gute Zeit, gute Frau!" rief sie der armen Frau nach, die ihre Rückentrage erneut geschultert hatte und sich anschickte, ihren Heimweg fortzusetzen. "Geh nur zu deinen Kindern nach Haus. Hast du mir geholfen, soll dir auch geholfen werden."

Die arme Frau hatte gar nicht zugehört. Sie dachte an ihre hungernden, frierenden Kinder, die auf sie warteten und beeilte sich, zu ihnen zu kommen. Doch als sie auf ihren Hof gelangte, war ihr armseliges Häuschen zu einem wunderschönen Haus geworden. Und ihre Kinder schauten aus blitzblanken Fenstern nach ihr aus.

"Mutter!", riefen sie ihr zu. "Liebe Mutter, komm herein, das Feuer im Ofen brennt schon und der Tisch ist gedeckt." Die arme Frau traute ihren Ohren kaum, aber die Kinder hatten die Wahrheit gesprochen. Und auf dem Tisch dampfte eine leckere Mahlzeit in einer Schüssel mit einem Muster, wie ein Spinnennetz.

Jetzt wusste die arme Frau, wer ihr geholfen hatte. Überglücklich lief sie in den Wald zurück, um sich bei der schwarzgelben Spinne zu bedanken. Sie konnte sie aber nicht mehr finden. Da hielten die Mutter und ihre Kinder jede Spinne in Ehren und lebten glücklich ihr Leben lang.

 

(aus "Hexe Billerbix und der Traumkobold" von Anna Benthin und Edda Skibbe)

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